Zündorf-Süd - Die Bürger bleiben skeptisch

Beim Neubaugebiet Zündorf-Süd hat die Stadt zu einem Informationsabend eingeladen. Doch die Vertreter der Verwaltung hatten keinen leichten Stand. Denn die Mehrheit der Besucher bevorzugte eine Diskussion.

Zündorf - Die Emotionen kochten hoch: Beim ersten Bürgerworkshop, den die Stadtverwaltung zum Thema Zündorf-Süd im Schulzentrum Heerstraße veranstaltete, hatten die Gastgeber keinen leichten Stand. Ursprünglich wollten die Vertreter der Stadt ihre aktuellen Pläne für das Neubaugebiet Zündorf-Süd und eine verbesserte Infrastruktur in Vorträgen vorstellen. Anschließend sollten Besucher die Gelegenheit haben, an einzelnen Themen-Tischen ihre Meinung dazu zu äußern und eigene Empfehlungen und Ideen einzubringen. Zum Schluss war vorgesehen, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu besprechen.

Doch die Mehrheit der rund 200 Besucher bevorzugte eine gemeinsame Diskussion, weshalb die Themen-Tische gar nicht genutzt wurden. Ohnehin blieben die Zündorfer äußerst skeptisch und hakten immer wieder intensiv nach – zu oft seien in den vergangenen Jahrzehnten Versprechungen nicht eingehalten und Erwartungen enttäuscht worden. „Unsere Erfahrung mit der Verwaltung sind 30 Jahre Hinhaltung“, fasste es ein Besucher zu Beginn zusammen.

Zur zweitägigen Veranstaltung unter dem Motto „Sie sind die Fachleute vor Ort – gestalten Sie mit“ waren fünf Vertreter der beteiligten Fachämter und Unternehmen gekommen: Elke Müssigmann, Teamleiterin für die rechtsrheinischen Bezirke beim Stadtplanungsamt, Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrstechnik, und Joachim Bauer vom Grünflächenamt, der zum Thema „Freiraumentwicklung, Klimaschutz und Naherholung“ referierte. Ebenfalls anwesend waren Gunther Höhn von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), der auf die Verlängerung der Straßenbahnlinie 7 einging, sowie Georg Tillmann vom Energieversorger Rhein-Energie. Die Moderation übernahm eine neutrale Agentur aus Kassel.

Großer Diskussionsbedarf

Die bei weitem meiste Zeit nahmen die Themen Verkehr sowie Wohnen und Stadtentwicklung in Anspruch, da hier der Diskussionsbedarf offensichtlich am größten ist. Harzendorf stellte zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für eine Ortsumgehung vor. Demnach plant die Stadt, die Umgehungsstraße Zündorf an die L 274 anzubinden – die Umgehungsstrecke, die ursprünglich für Niederkassel vorgesehen war. Nach Aussage des Landesbetriebs sei diese Trassenführung durch die Spicher Seen aus artenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, sagte Harzendorf.

Laut dem neuen Plan würde der Verkehr dann vom Loorweg aus am Neubaugebiet vorbeigeführt und von dort auf die Houdainer Straße gelenkt, die bislang nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben ist. Die Wahner Straße würde in Höhe der Felder für den Autoverkehr gesperrt, um so auch Wahn zu entlasten. Der Verkehr solle dann über die Houdainer Straße fließen, die Liburer Landstraße queren und vor der Margaretenstraße auf eine neue Querspange münden.

Um eine Verbindung zur Autobahnauffahrt Lind herzustellen, wurden drei mögliche Trassen in der Machbarkeitsstudie geprüft. „Grundsätzlich sind alle Trassen möglich, wir empfehlen aber die Variante Nord, da hier die Nachteile am geringsten sind.“ Diese nördliche Anbindung würde unterhalb des bebauten Gebietes südlich von Wahn auf die Frankfurter Straße führen.

Verkehrsberechnungen hätten zudem ergeben, dass rund 20 000 Fahrzeuge pro Tag die Ortsumgehung nutzen würden – die Fahrgäste der verlängerten Linie 7 und die Bewohner aus dem Neubaugebiet mitgerechnet. Harzendorf betonte, dass die Realisierung der Umgehungsstraße nur möglich sei, wenn das Land das Projekt finanziell unterstütze. „Wir können dem Land solch eine Straße aber nur abringen, wenn auch das Neubaugebiet Zündorf-Süd kommt.“ Frühestmöglicher Baubeginn sei dann in sechs Jahren. Harzendorf und Müssigmann zeigten sich optimistisch, was die Finanzierung und Realisierung der Straße betrifft: „Wir haben jetzt die einmalige Chance, dass das Land die Planungen wieder aufnimmt, nachdem die Variante mit den zwei Ortsumgehungen nicht umgesetzt werden konnte.“
 

Trotzdem blieben vor allem die Mitglieder des neuen Bürgervereins Zündorf skeptisch und setzten die Vertreter der Verwaltung immer wieder unter Druck: „Wie sollen die Leute dann mit dem Auto die S-Bahn in Wahn erreichen, wenn die Wahner Straße gesperrt wird“, war eine der vielen Fragen, die zum Beispiel Hans Baedorf, erster Vorsitzender, stellte.

Vor allem befürchteten die Besucher, dass der Bau des Neubaugebiets starte, noch bevor die Infrastruktur ausgebaut ist. Ihrer Ansicht nach müssten zunächst die Umgehungsstraße geschaffen und die Linie 7 verlängert werden, bevor der Bau der 2250 geplanten Wohneinheiten überhaupt beginnen könne. Denn schon jetzt seien die Verkehrsadern zu sehr belastet. „Die drei Bausteine Ortsumgehung, Linie 7 und neuer Wohnraum sollen auf jeden Fall aufeinander abgestimmt werden, und wir werden den städtebaulichen Wettbewerb erst durchführen, wenn wir wissen, dass die entsprechende Infrastruktur kommt“, versuchte Müssigmann zu beschwichtigen. „Dafür werden wir in ständigem Dialog bleiben: Wenn es in einem Bereich klemmt, klemmt es auch in den anderen beiden Bereichen.“

Ende 2019 in Betrieb

Besprochen wurde außerdem die Streckenführung der Linie 7, die Höhn zufolge vorerst nur bis zur Ranzeler Straße verlängert werden könne. „Ginge die Trasse noch weiter, würden wir nicht die nötigen Nutzerzahlen erreichen.“ Theoretisch könnte die Verlängerung dann Ende 2019 in Betrieb gehen.

Die Liste der Einwände war ellenlang. So äußerten die Besucher Bedenken, was unter anderem die Belastung der Linie 7, das Verkehrsaufkommen und die Art der Bebauung betreffen. „Wir haben hier mehrere Fragen mitgenommen“, sagte Harzendorf zum Schluss des Bürgerworkshops und versprach auch für die Zukunft Transparenz und Dialog mit den Bürgern.
 

Quelle KSTA vom 29.09.2014